Landeskunde.
83
d) Die Bevölkerungsdichtigkeit ist der wenig günstigen Frucht-
barkeüsverhältnisse wegen ziemlich gering. Einzelne Striche leiden zudem
unter einer starken Auswanderung. So weisen Posen, Westpreußen
und Brandenburg von allen deutscheu Ländern die größte Zahl von Aus-
Wanderern aus.
Z. Das westdeutsche Tiefland.
Es ist im wesentlichen das Hinterland der Nordsee.
I. Bodensorm und Bodenbeschaffenheit lassen drei natürliche
Gebiete unterscheiden: 1. Das Küstenland der Nordsee, 2. Das
Gebiet zwischen der uuteru Elbe und der holländischen
Grenze, 3. die Tieflandbuchten von Münster und Köln.
1. Das Küstenland der Nordsee. Die Nordsee hat starke Ebbe und
Flut. Die Nordseeküste ist sehr flach und von der Gewalt der Meeres-
wogen sehr zerstückelt. In bedeutenden Meerbusen dringt die See ins Land
und hat die Mündungen der Flüsse zu weiten Trichtermündungen aus-
gebuchtet. Die bedeutendsten Meerbuseu sind der Dollart, Iah de-,
Weser- und Elbebusen. Die Inselkette westlich der Elbmündung be-
zeichnet man unter dem Namen „oftfriesische Inseln;" die Inseln
nördlich der Elbmündung heißen „nordfriesische Inseln." Als Nord-
seebäder berühmt sind besonders Norderney, Sylt und das am weitesten
ins Meer vorgeschobene Helgoland. Es besteht aus einem steil aus der
See hervorragenden, braunroten Sandstein-Felsen, dem sogenannten „Ober-
lande" und einem im 80. vorgelagerten sandigen Vorlande, dem „Unter-
lande." Jm^0. der Insel, durch eiueu schmaleu Meeresarm davon getrennt,
liegt eine langgestreckte D ü n e n i n s e l, die ehedem mit der Hauptiusel zusammen-
Flachküste: Eingedeichte Seemarsch.
6*
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland]]
TM Hauptwörter (200): [T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
104 Mitteleuropa.
Kurort für Brustkranke. — Unter Frankreichs Schutzherrschaft steht das kleine Fürsten-
tum Monaco mit gleichnamiger Hauptstadt. „Spielhölle Europas".
d) Zu Frankreich gehört die Insel Cor sie a im Mittelmeer. Geburtsland
Napoleons I.
6. Die Niederlande, Belgien und Luxemburg.
Diese kleinen Staaten breiten sich im wesentlichen um das Delta aus,
mit welchem Rhein und Schelde die Nordsee erreichen. Dem 8. nimmt
die waldige Berglandschaft der Ardennen ein.
I. Königreich der Niederlande (Holland, 33 000 qkm, 4,7 Mill. E.)
Es erstreckt sich vom Dollart quer über das Mündungsgebiet von Rhein,
Maas und Schelde als ein ebenes, niedriges Tiefland, das zum Teil niedriger
liegt, als der Spiegel der Nordsee und durch riesige Deichbauten vor der
Gewalt des Meeres geschützt werden muß. Dieses arbeitet mit starkem Wogen-
drang an der Zerstörung der Küste, dringt in tiefen Meerbusen, von denen
der größte die Süd er- (d. h. Süd-) See ist, ins Land, buchtet die Delta-
Mündungen der Flüsse schlauch- und trichterförmig aus und gestaltet das
ganze Küstenland zu einem Jnselgebiete. — Das Land ist das wasser-
reichste Gebiet Europas, von zahlreichen Flußarmen und Kanälen
durchzogen. Die wichtigsten Rheinarme heißen Waal nud Leck. — Mit
Ausnahme der östlichen Moorgebiete an der Grenze von Ostfriesland ist
Holland sehr fruchtbar. Eine Eigentümlichkeit holländischer Landschaften
bilden die zahlreichen Windmühlen, welche für die Entwässerung des Bodens
und auch für die Industrie von großer Bedeutung sind. Das Klima ist
ein sehr feuchtes, gemäßigtes Seeklima.
Die Bewohner sind niederdeutscher Abstammung und größten-
teils evangelischer Konfession. Der unablässige Kampf mit dem Meere
verleiht ihnen Kraft und Ausdauer, ermahnt sie zur Vorsicht und Arbeit-
samkeit. Das trübe, feuchte Klima erklärt ihre scharf ausgeprägte Neigung
zur Reinlichkeit. — Die Lage ihres Landes begünstigt einen blichenden
Handel, der die wichtigste Nahrungsquelle der Bevölkerung ist und zur
Erwerbung umfangreicher überseeischer Besitzungen geführt hat. Außerdem
sind Landwirtschaft (Viehzucht, Gartenbau) und Seefischerei
(Heringsfang) bedeutende Nahrungszweige. Weniger entwickelt ist die
Industrie. Die wichtigsten Zweige derselben sind Schiffbau, Zucker-
rafsinerie, Tabak- und Papierfabrikation.
Amsterdam (447 Tsd. E.), Hst. des Reiches an der Amstel, durch den Nord-
seekanal mit dem Meere verbunden, große Handels- und Fabrikstadt (Diamant-
schleiserei). — Haarlem, w. von Amsterdam, Hauptort des niederländischen Garten-
baues. — Haag, Residenz. — Rotterdam, erster Seehandelsplatz des Königreichs.
Ii. Königreich Belgien (29 000 qkm, 6,2 Mill. E.) Das Land
ist im N. und W. fruchtbares Tiefland, welches wahrhaft musterhaft an-
gebaut ist. Der 8. und 80. ist von dem Gebirgs- und Hügellande der
Ardennen erfüllt, welches zwar in seinen höheren Teilen rauh und wenig
fruchtbar ist, im Innern aber reiche Kohlen- und Mineralschätze birgt. Diese
sind der Hauptträger der belgischen Industrie, die sich namentlich am N.-Rande
des Berglandes entfaltet. — Die bedeutendsten Flüsse des Landes sind Maas
und Schelde. Letztere ist durch die Breite, Tiefe und Wasserfülle ihrer
Mündungsarme von großer Bedeutung für die Schifffahrt.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleons_I.
Extrahierte Ortsnamen: Mitteleuropa Frankreichs Monaco Frankreich Napoleons Belgien Luxemburg Rhein Holland Rhein Europas Ostfriesland Holland Amsterdam Haarlem Amsterdam Rotterdam Belgien
116 Südeuropa.
beginnt das Mittelmeerklima. Vielleicht das schönste Klima Europas hat
Griechenland. Alle Südfrüchte gedeihe» hier vortrefflich Die griechischen
Weine und Korinthen haben einen bedeutenden Ruf. Selbst die Dattelpalme
zeitigt in günstigen Jahren auf den Inseln reife Früchte.
2. Die Bewohner. Die Bevölkerung der Halbinsel bildet ein buntes
Völkergemisch. Der herrschende Volksstamm sind die Slaven (8 Mill.)
Zu ihnen gehören die Serben (in Serbien, Montenegro, Bosnien
und der Hereegovma) und die Bulgaren zu beiden Seiten des Balkans.
In Griechenland, den s. Küstenländern und Inseln die Neng riechen
(21/2 Mill.) Nachkommen der alten Jllyrier sind die kriegerischen
Albaner (l1/^ Mill.) Die osmanischen Türken (2 Mill.), ein
mongolenähnlicher Volksstamm, bilden in den östlichen Teilen des Türken-
reiches eine geschlossene Bevölkerung. Die Türken, der größte Teil der Albaner,
sowie einige Bewohner in Bosnien und Bulgarien sind Mohammedaner.
Alle übrigen Bewohner gehören in überwiegender Mehrzahl der griechisch-
katholischen Kirche an. — Trotz des fruchtbaren Bodens und günstigen
Klimas ist die Landwirtschaft sehr vernachlässigt. Von Bedentnng für
die Ausfuhr ist der Weinbau und die Olivenkultur in Griechenland, die
Rosenkultur im Maritzathal, der Anbau von vorzüglichem Tabak und der
Getreidebau in Bulgarien. Den Binnenhandel fördern die neuen Bahn-
strecken zwischen Belgrad-Konstantinopel und Belgrad-Saloniki. Ter See-
Handel liegt in der Türkei darnieder, während Griechenland darin große
Fortschritte zeigt.
Im Altertum blühte Kunst und Wissenschaft in Griechenland. Alte Bau-
denkmäler geben noch heute Kunde von der Höhe altgriechischer Kultur. Im Mittel-
alter erlag die Halbinsel, der morsche Rest des altrömischen Reichs, dem Ansturm der
Türken, welche 1453 Konstantinopel eroberten, in den folgenden Jahrhunderten tief
nach Mitteleuropa vordrangen und fast ganz Ungarn, Rumänien und die Länder
n. vom schwarzen Meer unterwarfen. Im 17. Jahrhundert bereits begannen die
Verluste, welche sich bis in die neueste Zeit derart fortgesetzt haben, daß von dem
einstmaligen großen Türkenreiche in Europa nur noch wenig übrig ist.
3. Einteilung und Ortskunde.
I. Die europäische Türkei. (275000 qkm, 7,5 Will. E.)
a) Im Gebiet der unmittelbaren Besitzungen: Konstantinopel
(874 Tsd. E.), herrlich an der gleichnamigen Meeresenge gelegen, mit einem vortrefflichen
Hafen, dem „goldenen Horn," einer schmalen, tief ins Land einschneidenden Meeres-
bucht, Hst. des Türkenreichs, wichtiger Handelsplatz an der Eingangspforte des
Morgenlandes. — Adrianopel, an der Maritza und der Verkehrsstraße nach
Belgrad. Saloniki, zweiter Hafenplatz des Reiches. Auf der Halbinsel Chalkidike
der'berg Athos mit zahlreichen Klöstern. — Von den Inseln gehört u. a. Kr-eta
zur Türkei.
d) Im Gebiet der mittelbaren Besitzungen:
Fürstentum Bulgarien: Sofia, Hst., an der großen Verkehrsstraße von
Belgrad nach Konstantinopel.
Ostrumelien, eine türkische Provinz mit selbständiger Verwaltung, hat sich
mit Bulgarien vereinigt. Philippopel, Hst., an der Maritza in fruchtbarer Ebene.
Bosnien und die Hercegovrna, von Österreich besetzt und verwaltet.
Ii. Königreich Griechenland. (65000 qkm, 2,2 Mill. E.)
Athen (108 Tsd. E.), Hst. des Königreichs, mit vielen Denkmälern altgriechischer
Kunst. Aus hohem Felsen die Ruinen der Akröpolis. — Korinth, aus gleichnamiger
Landenge, deren Durchstechung den Handel der Ätadt beleben wird. Vor dem Eingang
in den korinthischen Busen die Hafenstadt Patras. Zu den ionischen Inseln gehört
auch Jthaka. (Die einstige Heimat des Odysseus.)
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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TM Hauptwörter (200): [T138: [Meer Insel Stadt Küste Halbinsel Kleinasien Griechenland Name Bosporus Land], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
Extrahierte Ortsnamen: Europas Griechenland Serbien Montenegro Bosnien Griechenland Bosnien Bulgarien Griechenland Maritzathal Bulgarien Belgrad-Konstantinopel Griechenland Altertum Griechenland Konstantinopel Mitteleuropa Ungarn Europa Konstantinopel Belgrad Saloniki Bulgarien Sofia Belgrad Konstantinopel Bosnien Griechenland Athen Korinth Patras
— 57 —
Wildwassernatur noch nicht abgelegt. Sein Gefälle ist bedeutend, sein
Lauf rasch; fem Flußbett breit und voller Geröll- und Sandbänke.
Ehedem wirkte der Rhein mehr hindernd als fördernd auf Handel und Ver-
kehr zwischen den beiden Uferseiten. In viele Arme geteilt, von denen bald der
eine, bald der andere das Hauptbett bildete, umschloß er viele Inseln, drängte
seine Wassermassen unftät bald auf die^ eine, bald auf die andere, insonderheit
auf die ö. Seite und war für. die Schiffahrt wenig von Bedeutung. Ver-
sumpfungen, Versandungen und Überschwemmungen der Ufergebiete veranlatzten
ausgedehnte Regulierungsarbeiten. Der Strom wurde durch Herstellung eines
Normalufers in ein regelrechtes Flußbett eingeengt, durch Deichbauten die
Überschwemmungsgebiete entwässert und künftigen Überschwemmungen vorge-
beugt, tote Arme beseitigt, die Werder eingeschränkt und durch Geradelegung
des Stromlauss bis zur hessischen Grenze seine Länge um 85 m verkürzt, so-
wie durch neue überbrückungen der gegenseitige Userverkehr gefördert. So
hat sich die Rheinfchiffahrt auch oberhalb Straßburgs gehoben, wenn sie auch
nicht annähernd mit dem Schiffsverkehr weiter rheinabwärts verglichen werden
kann. — Zwar neigt der Strom auch unterhalb Straßburgs zur Werderbildung,
Absonderung toter Arme und zur Uferversumpfung. Aber er ist hier bereits
zu größerer Ruhe gelangt und hält seine Gewässer mehr in einer Hauptader
zusammen. In sicherem Bette, zwischen geregelten und anbaufähigen Ufern,
bei volleren Fluten, geringerem Gefälle erweckt er schon weit mehr den Ein-
druck eines in zuverlässiger Gleichmäßigkeit dahinwogenden Stromes. Bon
Straßburg ab ist daher der Verkehr auf dem Strome aufwärts wie abwärts
bedeutend, während in dem obern Laufteile die „Talfahrt" bedeutend überwiegt,
zumal die „Bergfahrt" durch den Rhein-Rhonekanal umgangen werden kann,
auch seit alten Zeiten ein lebhafter Landverkehr auf der Unken Seite von
Straßburg über Kolmar und Mülhausen nach Basel besteht.
Der Rh ein-Rhonekanal führt zwifchen Rhein und Jll und-
dann durch die Burgunder Pforte zum Rhonegebiet. Die
Burgunder Pforte ist ein breites Ländcrtor zwischen Jura und Wasgau
und hat für Handel und Verkehr, Kriegs- und Völkerzüge seit jeher
große Bedentuug gehabt.
Die Nebenflüsse des Rheins im Gebiete der oberrheinischen
Tiefebene find entweder Beckenflüsse, die im Gebiete der Tiefebene
oder am Rande derselben ihren Ursprung haben und sich sogleich zum
Hauptstrom wenden, oder es sind durchbrechende Flüsse wie
Neckar und Main. Ans der l. Seite bildet die Jll einen bedeut-
famen Parallelfluß des Rheins. Sie kommt von den Vorhöhen des
Schweizer Jura, ist in ihrem mittleren und untern Lauf bis 75 km
oberhalb ihrer Mündung schiffbar und hat große Bedeutung für Ver-
kehr und Ansiedelung. An der Jll, nicht am Rhein, liegen hier die
bedeutendsten Städte des l. Rheinufers. Ein rauhes Seitental der Jll
bergwärts ist das durch die Wirksamkeit des Pfarrers Oberlin be-
kannte Steintal. — Die Beckenflüsse des r. Ufers haben insgesamt
n.w. Richtung und sind im s. Teil des Beckens am größten. Hier
eilen vom Schwarzwalde Elz mit Dreisani, ferner Kinzig und
Murg dem Hanptstrome zu.
Klima und Fruchtbarkeit. Da die Tiefebene eine niedrige,
durch Gebirgszüge geschützte Lage im Sw. Deutschlands hat, so weist
sie eiu sehr mildes Klima auf, das mildeste im ganzen Reichsgebiet.
Das untere Becken der Ebene abwärts Straßburg hat ein Jahres-
mittel von 10° C. und darüber, das obere Becken etwas weniger.
Die jährliche Niederfchlagsmenge schwankt zwischen 650 und 850 mm.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
— 59 —
Verhältnis auf. Einzelne Bezirke haben vorherrschend gewerbliche Be-
völkernng. Es sind dies die Landstriche im s. Elsaß und Baden, das
Gebiet von Karlsruhe über Speyer und Mannheim bis Worms, endlich
das uutere Mainland, Unter den Industriezweigen ist die Baumwollen-
Industrie im Elsaß und die chemische Industrie in Ludwigshafen und
Tarmstadt besonders hervorzuheben. — Wichtig ist der Handel.
Außer der Rheinschisfahrt blüht ein lebhafter Landverkehr. Auf beiden
Stromseiten treffen wir heute die wichtigsten Schienenwege des sw. Deutsch-
lauds an, die nach dem St. Gotthardtnnnel und dem sw. Frankreich
verlaufen.
Schon im frühesten Mittelalter war das Gebiet der oberrheinischen
Tiefebene ein Hauptsitz deutschen Kulturlebens. Nach dem Oberrhein und
der alten Stadt Worms führt uns die älteste deutsche Geschichte
und Sage. Hier zogen sich von der burgundischen Pforte im S. bis nach den
weiten Flachländern und Tiefebenen im N. alte, belebte Handels- und Heer-
ftraßen hin, und der Rhein selbst war eine wichtige Verkehrsader. Hier finden
wir auch die ältesten deutschen Handelsstädte, und von jeher war das deutsche
Volk bestrebt, das wichtige Rheingebiet gegen feindliche Übergriffe zu schützen
und die gesegneten Striche der Ebene dem Deutschtum zu erhalten, freilich mit
wechselndem Erfolge, bis endlich die großen Kämpfe von 1870/71 auch die letzte
Grenzlandschaft im Sw. dem Gebiet des deutschen Vaterlandes wieder einverleibten.
5. Staatliche Verhältnisse und Ortskunde. An dem Gebiet
der oberrheinischen Tiefebene haben Anteil die Staaten: Baden, das
Reichsland, Bayern, Hessen und Preußen. — Die wichtigsten Städte
liegen entweder am Strom oder reifenförmig am Fnß der Gebirge r.
und l. vom Rhein. Die wichtigsten Rheinstädte liegen am Stromlauf
des untern Beckens.
a) Im Großherzogtum Baden.
Karlsruhe (97 Tsd. E.), Hst. des Großherzogtums. Im Anfange
des 18. Jahrhunderts durch den Willen eines Fürsten gegründet, ist K. eine sehr
schon gebaute Stadt mit regelmäßigen Straßenanlagen. Die wichtigsten Straßen
verlaufen vom Schloßplatz aus wie die Strahlen eines Fächers, K. ist Sitz
der obersten Landesbehörden und eine bedeutende Industriestadt. — Heidel-
berg, alte Universitätsstadt, in reizender Lage am Ausgange des
Neckartals. Die Stadt treibt lebhafte Industrie und bedeutenden Handel,
hat auch sehr viel Fremdenverkehr. Die großartige Schloßruine ist der
Rest des einst so berühmten, im Renaissancestil erbauten Residenzschlosses vom
Kurfürsten von der Pfalz, Im Jahre 1689 durch die Franzosen gesprengt,
wurde 1764 noch vieles durch den Blitz zerstört. Die Ruine ist die großartigste
im deutschen Reiche. Zu den Sehenswürdigkeiten gehört das Heidelberger Faß.
Von der Schloßterrasse hat man eine wundervolle Aussicht über das Neckartal.
— Mannheim (140 Tsd. Gr.), größte Stadt Badens, am Einfluß
"des Neckars in den Rhein gelegen, bedeutende Industriestadt und
'wichtigster Rheinhafen Süddeutschlands. — Kleinere Städte im n. Baden
am Fuß. des Gebirges, sind Bruchsal und Durlach. — Baden-Baden,
'berühmtes Weltbad in herrlicher Lage am Eingange eines Schwarzwald-
lales, — Rastatt, Festuug au der Murg, sperrt die rechte Rhein-
ebene gerade an der Stelle, wo das Gebirge dem Strom am nächsten
tritt, ist also ein deckender'vorposten von Ulm einerseits und Mainz
andererseits. —- Kehl, befestigte Stadt gegenüber Straßburg. —
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
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— 165 —
wohner oft wochenlang von allem Verkehr abgeschnitten. In den Sumpfwäldern
des Memeldeltas, namentlich im großen Forstgebiet Iben Horst, wird noch
der Elch gehegt.
Der Prcgel entsteht aus den Quellflüssen Pissa mit der Rominte,
Angerapp (Abfluß des Mauersees) und In st er. Bon der Vereinigung der
Quellflüsse ab fließt der schiffbare Pregel beständig in w. Richtung in einem
wiesenreichen Tal und nimmt bei Weh lau l. seinen größten Nebenfluß, die
Alle auf, die ihm die Gewässer des obern Ermelandes und der fruchtbaren
Landschaften Barten und Nattingen zuführt, soweit letzteres nicht nach dem
frischen Haff entwässert wird. Weiter abwärts sendet der Pregel r. die Deime
ins kurische Haff, teilt sich oberhalb Königsberg in zwei Arme, die sich indes
in der Stadt wieder vereinigen (Insel Kneiphof), und mündet ins frische Hass.
Memel und Pregel sind für den Verkehr im nordöstlichen Preußen von großer
Bedeutung.
Durch den Küstenstrich am frischen Haff, der durch die Küstenflüsse
Frisching und Passarge entwässert wird, hängen die genannten
Flußniederungen mit der Weichselniederung zusammen. Das
Durchbruchstal der Weichsel begrenzt die preußische Seenplatte im W.
und ist etwa 150 km lang. Bis zum Beginn des Weichseldeltas wird
Ts durch Höhen eingeengt, ist selten über 8 km breit und zeigt alle
Merkmale eines Onertals, dessen breiter Flußrinne die Gewässer der
benachbarten Höhen in Seitentälern zuströmen. So nimmt der
breite, wasser- und werderreiche Weichselstrom rechts die Nebenflüsse
Drewenz, Ossa, Liebe, links Brahe, Schwarzwasser, Ferse
und Mvttlau auf. An der Montaner Spitze teilt er sich in zwei
Arme. Der rechte derselben. die No g at, fließt in n.ö. Richtung zum frischen
Haff, während der größere Hauptarm die n. Hanptrichtuug beibehält.
Das Weichsclöclta ist ein großes Niederungsgebiet von etwa 1200 qkm
Flächenraum, eine außerordentlich fruchtbare Alluvialebene, die bis auf die
Seegrenze auf allen Seiten von diluvialen Höhenkanten umschlossen wird. Man
teilt das ganze Delta ein in das Danziger Werder l. von der Weichsel,
das große oder Marienburg er Werder zwischen Weichsel und Nogat
und das kleine oder Elbinger Werder zwischen Nogat und Drauseniee.
Mit Wohlgefallen ruht das Äuge auf den weiten, ebenen Flächen mit den
üppigen Getreidefeldern und Wiesen, säubern Gehöften, zahlreichen Mühlen,
langhingestreckten Kolonien und geschlossenen Dörfern. Zahlreiche Wasserstraßen
und Gräben, die der Entwässerung des Bodens dienen, durchziehen die Ebene.
Die Seiten der Gräben, Wege und größeren Landstraßen sind mit Kopfweiden
bepflanzt, die dem Lande durch ihr graues Grün ein etwas düsteres Aussehen
geben, dem Bewohner aber auch in dem vollständig waldleeren Landstrich das
nötige Brennholz liefern. Hin und wieder ragt aus dem Weidengrün eine
Rottanne oder eine Pyramidenpappel empor, von dem Bewohner als Baum-
zierde rieben^ das Wohnhaus oder an den Zaun des sruchtreichen Obstgartens
gepflanzt. Hohe Dammbauten, „Deiche" genannt, schließen die Nogat und
Weichsel, sowie auch die,.kleinem Flußgewässer ein, um die Ansiedler zur Zeit
des Hochwassers vor Überschwemmungsgefahren zu schützen. Dennoch durch-
brechen die Wogen zur Zeit des Eisganges im Frühjahre zuweilen die starken
Deiche, wie z. B. im Jahre 1888, und ergießen sich verheerend ins um-
liegende Land.
Die Bewohner des Deltagebietes sind durchweg deutsch, größtenteils
Nachkommen eingewanderter Holländer und Friesländer. Ein Erbteil ihrer
niederländischen Heimat ist ihr Sinn für große Sauberkeit. Ihrer Konfession
nach sind sie durchweg evangelisch. In den Verkehrsverhältnissen spielt im
Sommer der Kahn, im Winter die Eisbahn eine große Rolle. Die Bahnlinien
Dirschau—danzig und Dirschau—elbing durchschneiden das Werdergebiet.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
— 176 —
fahren, bis aus einzelne wenige, die den höchsten Teil, die Oberbramstange, um-
legen müssen. Der Kanalbau kostete 156 Mill. Mk., auf 1 km 1,58 Mill. Wr).
— Für Handel und Verkehr ist der Kanal der kürzeste Weg zwischen Ost-
und Nordsee und wird den Handel der deutschen und niederländischen Nord-
seeküste, sowie den deutschen Ostseehandel bedeutend heben. Für die Marine
ermöglicht er zu Kriegszeiten eine einheitliche und schnelle Aktionsfähigkeit..
3. Crtefmibe.
a) In Schleswig-Holstein: Schleswig, Hst. der Provinz
am Westende der Schlei und an der großen südnördlichen Verkehrs-
bahn, Sitz der obersten Provinzialbehörden und der Regierung. Die
Stadt liegt langgestreckt an der Schlei zwischen dem Wasserspiegel und
den nahen Höhen und bildet im wesentlichen nur eine 4 Icin lange
Straße. Nur an zwei Stellen (Altstadt und Friedrichsberg) haben
sich kleine Straßenkomplexe gebildet. Wäre Berlin nach einem ähnlichen
Plane angelegt, so würde es sich vom Westen bis nach dem Osten des ganzen
Königreichs erstrecken. Unter den Bauten ist der Dom, die größte Kirche der
Provinz, und Schloß Gottorp besonders hervorzuheben. — Rendsburg,
an der Eider und dem Kaiser Wilhelmkanal, hat lebhaften Verkehr
und bedeutende Gewerbetätigkeit (Eisen- und Glockengießerei). — Neu-
münster, größer als Schleswig, in der Mitte Holsteins gelegen, daher
Knotenpunkt der holsteinschen Bahnen, treibt bedeutende Industrie (Tuch-
sabriken). — Plön, in malerischer Lage zwischen Seen. Das königl,
Schloß ist zu einer Kadettenanstalt eingerichtet. — Im ,,Herzogtum
Lauenburg" das reizend gelegene Ratzeburg aus einer Seeinsel (ein
Teil der Stadt gehört zu M.-Strelitz), Mölln, wohl die älteste Stadt
des Landes, und mitten im ,,Sachsenwalde" (70 qkm groß)
Friedrichsruh, Wohnsitz des Fürsten Bismarck, endlich Lauen-
durg an der Elbe.
b) Im oldenburgischen Fürstentum Lübeck: Eutin, in
schöner Lage am gleichnamigen See. (Wirkungsstätte von Voß, Geburts-
ort von Karl Maria v. Weber.)
3. Die ostdeutsche Tieflandsmulde.
Zwischen dem nördlichen und südlichen Landrücken des ostdeutschen
Tieflandes, von der Weichsel bis über die Elbe hinaus gestaltet sich
das Bodengebiet zu einer großen, flachen Talmulde. In derselben
lassen sich deutlich drei große Längstäler unterscheiden, welche
nach O. zu auseinander streben, im W. sich aber einander nähern.
Das nördliche Haupttal zieht sich vou der Weichsel durch die Senke
des Bromberger Kanals, das Netze-, Warthe- und Oder-
b r n ch, und weiter durch die Senke des Finow- Kanals und des
Rhins bis zum Elbtal hin (Thorn-Eberswalder Tal). Das mittlere
Tal läßt sich erkennen in der Richtung der Warthe bis Schrimm;
dem Obrabruch, dem Odertal in der ostwestlichen Laufstrecke über
Krossen, dem Friedrich-Wilhelmkanal, dem untern Spreelaus,
*) Der Kio km lange Suezkanal kostete pro km 2,28 Mill. Mf., der
6,34 km lange Kanal von Korinth gar 6,78 Mill. Mk. pro km.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl]]
Extrahierte Personennamen: Crtefmibe Schloß_Gottorp Karl_Maria_v Karl Maria Weber
Extrahierte Ortsnamen: Nordsee Schleswig-Holstein Schleswig Friedrichsberg Berlin Rendsburg Ratzeburg Eutin Oder- Rhins Odertal Korinth
—- Z —
Unzählige Erinnerungen umweben seine Züge, in denen fast nichts Unorganisches
mehr ist; jeder Berg, jeder Fels spricht zu uns und hat aus vergangenen
Zeiten zu erzählen." (Ratzel.)
4. Deutschlands Lage in Mitteleuropa. Ostlich von dem in Klima
und organischem Leben sich kenntlich machenden Osteuropa und nördlich von
dem subtropischen Passatausläufergebiet der mittelmeerischen Region liegt eine
Landschaft in Europa, die, von der letzteren durch scharfe Gebirgsschranken ab-
getrennt, vom Atlantischen Ocean bis zum Schwarzen Meere, von den Mpen
bis zur Nord- und Ostsee hin, in Hoch- und Mittelgebirgen, in weiten Ties-
ländern, in großen Strömen, in übereinstimmenden klimatischen Zügen und in
einem gleichgearteten Pflanzenteppich von Wäldern, Wiesen, Heiden und Moor-
flächen' einen gemeinschaftlichen Eharakterzug in alle diejenigen Länder bringt,
die diesem Gebiete angehören. Deutschland liegt auf der Osthälfte dieses Mittel-
europas im weitesten Sinne. Da nun dessen Grenze gegenüber Osteuropa viel
weniger scharf ist als dem mittelmeerischen Europa gegenüber, so wird diese
östliche Grenzlosigkeit für unser Land unter den Eigenschaften Mitteleuropa die
allerwichtigste, erklärt sie doch die verschiedenfachen deutsch-russischen Beziehungen
mit ihrem Ausblick auf die zukünftigen deutsch-asiatischen.
Läßt man von diesem Mitteleuropa im weiteren Sinne die äußersten Grenz-
länder beiseite, so gewinnt man ein Gebiet, dem außer-dem deutschen Staats-
körper noch Belgien, die Niederlande, Luxemburg, die Schweiz, Österreich ohne
Dalmatien und Galizien angehören und das man als Mitteleuropa im engeren
Sinne bezeichnen kann. Deutschland ist darin die Vormacht, da das Areal der
übrigen darin nur 3/5 seiner Fläche ausmacht. „Eine engere, nicht bloß
geographische Gemeinschaft verbindet hier natürlich, ethnisch, geschichtlich und
wirtschaftlich näher verwandte Glieder. Das kann man das Europa der Süd-
germanen oder Deutschland und seine Nachbarländer nennen."
5. Deutschlands Lage zu den europäischen Äölkergebieten. Eine
Teilung Europas durch den 17. Meridian und den 51. Parallel bis zu dessen
Schnittpunkte mit jenem zerlegt unsern Erdteil in die drei Völkergebiete der
Slaven im O., der Romanen im Sw. und der Germanen im Nw. Deutsch-
land bildet durch seine Lage einen vorgeschobenen Posten gegen das Slaventum,
das in zwei bedeutungsvollen Armen, in dem polnischen Bogen im O. und in
dem tschechischen Keil im So. gegen das Deutschtum vorgreift. Diese Tatsache
erklärt die ununterbrochen stattfindenden ethnischen Veränderungen der germanischen
Volksmasse an seiner Ostseite; nirgends trägt diese daher so sehr die Spuren
der Zumischung fremden Blutes als gerade hier. Der germanisch reine Typus
ist daher nur in Westdeutschlands zu finden. — Diese vorgeschobene Lage Deutsch-
lands gegen das Slaventum hat Nach- und Vorteile. Die Gefahr einer Überflutung
durch slavifche Elemente ist im O. groß; auf der anderen Seite liegt in der
ununterbrochenen ^östlichen Verjüngung des deutschen Volkes die Tatsache be-
gründet, daß der Schwerpunkt Deutschlands allmählich in west-östlicher Richtung
verrückt worden ist; bezeichnenderweise liegt die Reichshauptstadt im ostelbischen
Koloniallande, das ehemals slavische Bevölkerung aufwies.
6. Deutschlands centrale Lage. Deutschland „ist das nachbarreichste
Land aus der Erde. 3 Großstaaten, nämlich Rußland, Osterreich - Ungarn und
Frankreich, 3 kleinere Königreiche: Belgien, die Niederlande und Dänemark,
sowie die Bundesrepublik der Schweiz und das Großherzogtum Luxemburg
treten als unmittelbare Landnachbarn an den deutschen Staatskörper heran,
England und Skandinavien sind nur durch schmale Meeresarme von ihm ge-
trennt. — In dieser centralen Lag? unseres Landes liegen Momente der Schwäche,
aber auch der Kraft. In einem centralen Lande strömen von allen Seiten fremde
Einflüsse zusammen; Handel und Verkehr erzeugen eine Summe von centripetalen
und centrisugalen Kräften, die den Eifer stärken und die Energie vor Erschlaffung
behüten; centrale Länder halten ihre Bewohner frei von Einseitigkeiten und
geistiger Stagnation, die so häufig in Staaten zu beobachten sind, die eine Rand-
läge aufweisen (Staaten auf der Pyrenäenhalbinsel, die Türkei, in gewissem
Sinne auch England). Infolge seiner centralen Lage ist Deutschland „ein
geistiger Markt, wo Nord und Süd, Ost und West ihre Ideen tauschen, wohin
Anregungen zusannnensließen und von wo Impulse ausströmen." (Ratzel.)
1*
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Mitteleuropa Osteuropa Europa Ostsee Deutschland Osteuropa Europa Mitteleuropa Mitteleuropa Belgien Niederlande Luxemburg Dalmatien Galizien Mitteleuropa Deutschland Europa Deutschland Deutschlands Europas O. Westdeutschlands Deutschlands Deutschlands Deutschland Osterreich Frankreich Belgien Niederlande Bundesrepublik Luxemburg England Skandinavien England Deutschland Ost
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abgesonderte und abgegrenzte. Wenn wir Großbritannien, das meerumflossene
Jnselland, vergleichen. Italien und Spanien, die Halbinselländer, deren Rücken
die Hochgebirge der Alpen und Pyrenäen decken, Frankreich, das wie ein breiter
Isthmus zwischen Mittelmeer, Atlantischen Ocean und Nordsee liegt, so be-
schleicht uns ein Gefühl des Neides. Wir fühlen uns zurückgesetzt. Unsere
Grenzen sind auch im Verhältnis zu der umschlossenen Fläche zu lang: 6200 km
mißt die Peripherie des Deutschen Reiches." (Ratzel.) — Jede Grenze ist als
eine Verdichtung von geschichtlichen Prozessen aufzufassen wie die Zellhaut
von dem Zellinhalt. Die Ein- und Aussprünge, die den deutschen Grenzverlaus
in seinem Verhältnis zum Flächenraume so außerordentlich vergrößern, lassen
einem geschichtlich geschulten Blicke die Art dieser Prozesse erkennen. Wo
Deutschland kriegerische oder diplomatische Niederlagen erfahren hat, da erscheinen
seine Grenzen von natürlichen Vorteilen zurückgedrängt. So hat es im Wiener
Frieden die Prosnalinie für die Weichselgrenze eingetauscht und sich im Nw.
die schlechtesten aller denkbaren Grenzziehungen gefallen lassen müssen, die es
von der schiffbaren Maas und vom Rheindelta abdrängte. Auch das Zurück-
fallen der deufchen Grenze von den Wasserscheiden des Erzgebirges und der
Alpen, das Herübergreifen schweizerischen Gebietes im Kanton Schaffhaufen und
Basel, die Schöpfung des Großherzogtums Luxemburg 1815, das einen
größeren Einfall der deutschen Westgrenze verursachte: für die diesen Tatsachen
zu Grunde liegenden Prozesse ist die Ursache in der politischen Ohnmacht des
alten Deutschland zu suchen. Seit der Annäherung der deutschen Stämme im
19. Jahrhundert ist die alte Unempfindlichst gegen schlechte Grenzen geschwunden.
Der dänische Krieg 1864 beseitigte die zahllosen Exklaven und Enklaven auf
Jütland und verkürzte die Grenze wesentlich zum Vorteile Deutschlands; und
die im deutsch-sranzösischen Kriege 1870/71 geschaffene Vogesengrenze kann als
die beste natürliche Grenze des heutigen deutschen Reiches gelten. — Deutsch-
lands Grenzen sind auch in ihrem kulturellen Werte außerordentlich verschieden.
Unser Land gehört dem westeuropäischen Kulturkreise an, der die Wurzeln zu
seiner Blüte im altklassischen Boden des griechischen und römischen Volkes besitzt.
In Deutschland ist die Kultur von W. nach O., oder genauer von Sw. nach
No. fortgeschritten, und das Land weist daher in dieser Richtung eine Abtönung
kultureller Merkmale auf. Es leuchtet ein, das Deutschland im westeuropäischen
Kulturkreise eine Randlage besitzt und sich deshalb im Gegensatz zu dem centraleren
Frankreich nur mit seiner Westseite an die kulturelle Gemeinschaft der Völker
Westeuropas anlehnt. Seine Ostgrenze ist nicht nur die Grenze zweier Staaten,
sondern zweier Welten.
In den Grenzen wirken häufig alte Verhältnisse nach. Die politische
Geographie lehrt, daß sich Grenzlinien nur allmählich aus breiten Grenzbändern
oder Grenzsäumen entwickeln und daß die ursprünglich ausschließliche Funktion
der Grenze die Schutzfunktion ist, zu der sich erst auf einer verhältnismäßig
hohen Entwicklungsstufe die Verkehrsfunktion gesellt. Es ist charakteristisch, daß
man sowohl an der deutsch-französischen Grenze wie auch an der deutsch-russischen
eine verkehrsarme Zone findet, die noch deutlich an die alte Abfchließung der
Staaten voneinander erinnert. Auf der ganzen Strecke zwischen den Eisenbahn-
Verbindungen Mühlhausen—belsort und Straßburg—nancy überschreitet keine
einzige Bahn die deutsch-französische Grenze; wohl aber kommen von beiden
Seiten solche bis in die Nähe der Grenze heran, auf französischer Seite 8, auf
deutscher 9. An der deutsch-russischen Grenze führen zwischen der oberschlesischen
Verbindungsbahn von Myslowitz und der Linie Königsberg—gumbinnen—
Petersburg nur 4 Eisenbahnen über die Grenze, von deutscher Seite aber eine
ganze Anzahl bis unmittelbar zur Grenze hin; außerdem verläuft auf deutscher
Seite noch parallel zur Grenze eine Bahn.
Mit der fortgesetzten Steigerung des Verkehrs verschwinden natürlich auch
solche verkehrsarme Grenzsäume. Deutschland ist mit Österreich, Luxemburg,
Belgien und den Niederlanden durch eine stattliche Anzahl von Verkehrsadern
verknüpft, die noch immerfort wächst. Und es steht auch Frankreich heute lange
nicht mehr so verkehrsfeindlich gegenüber als nach dem letzten Kriege.
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Spanien Frankreich Atlantischen_Ocean Nordsee Deutschland Basel Luxemburg Deutschland Deutschlands Deutschland Deutschland Frankreich Westeuropas Myslowitz —
Petersburg Deutschland Luxemburg Belgien Frankreich
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„Muß man zugeben, daß die Vielartigkeit der Bodengestalt in nnserm
Lande die politische Einheit erschwert hat, so liegt ebenso sicher eine
vereinigende Kraft in den fließenden Wässern, die nicht bloß Güter,
sondern auch Menschen und Ideen mit ihren Wellen von Uferstrecke
zu Uferstrecke und vom Berg zum Meere tragen. Die Zukunft wird
es immer mehr zeigeu, daß vermöge seiner Ströme Deutschland mehr
zur Vereinigung neigt als Frankreich." (Ratzel). Deutschlands
Ströme sind auch größer und trotz kontinentaleren Klimas wasserreicher
als diejenigen Frankreichs. Das liegt nicht bloß darin begründet, daß
Deutschland aus der breiteren Verbindung nach Osteuropa hin liegt,
sondern besonders in der Tatsache, daß Frankreichs Flüsse so wie die
Rußlands und in gewissem Sinne auch diejenigen Österreich-Ungarns
radial nach allen Seiten zum Mittelmeer, zur Biscayasee und zum
Kanal streben; die Loire mit einer Länge von 989 km ist kürzer als
Rhein, Elbe und Weichsel. —
Für die Schiffahrt sind die deutschen Ströme sehr geeignet. Die dem
Schiffsverkehr zugänglichen freien Flußläufe besitzen eine Länge von 9 301 km;
dazu kommen noch 2 337 km kanalisierter Flußläufe und 2 530 km gegrabener
Kanäle (einschließlich der 982/s km des Nord-Ostseekanals). Trotz der gleich-
sinnigen Richtung der Hauptadern sind die Wasserstraßen gleichmäßig über
unser Land verteilt und erlauben untereinander eine leichte Kanalverbindung.
Dieser Vorzug wird durch zwei Eigenschaften der deutschen Bodenformen er-
worden: Zunächst erscheinen sämtliche Wasserscheiden der einzelnen Ströme weit
nach O. vorgeschoben. Demzufolge haben alle Hauptflüsse, die sich auf der süd-
nördlichen Abdachung entwickeln, ihren bedeutendsten Nebenfluß auf der rechten
Seite in unmittelbarster Nähe des Nachbarstromes, so der Rhein den Main,
die Weser die Aller, die Elbe die Havel mit der Spree, die Oder die Warthe
und die Weichsel den Bug, der allerdings bereits dem russischen Reichsgebiete
angehört. Dazu kommt, daß im norddeutschen Tieflande die alten Urstrom-
rinnen, die in der großen Abschmelzungsperiode des Inlandeises entstanden,
eine fast ostwestliche "Richtung besitzen und vor der geologischen Gegenwart das
Wasser aller östlichen Ströme Deutschlands in der gemeinschaftlichen Sammel-
rinne der heutigen unteren Elbe vereinigten. Das deutsche Kanalnetz ist daher
im nordöstlichen Tieflande am besten entwickelt. Havel, Spree, Netze, Warthe
und Brahe stehen miteinander in Verbindung und schassen einen einheitlichen
Wasserweg von der Elbe bis zur Weichsel, und Berlin gilt als der größte Süß-
wasserhafen Europas. — Die deutschen Ströme besitzen sehr günstige Gefälls-
Verhältnisse. Kein einziger größerer Fluß von Deutschland ist heute durch
Stromschnellen von der Schiffahrt ausgeschlossen; die deutschen Stromsysteme
kennen daher nicht die Unfertigkeit und Unreife, wie man sie z. B. in den
Wasseradern von Skandinavien und der Pyrenäenhalbinsel konstatieren
kann. Stromschnellen wie die des Rheins beim Binger Loch oder die
des Mains bei der Taubermündung bedeuten für die Schiffahrt fast kein
Hindernis. Hinsichtlich der Wasserführung besteht freilich ein Unterschied.
Weser, Elbe, Oder und Weichsel, deren Quellen sich im Mittelgebirge befinden
und aus diesem ihre wichtigsten Zuflüsse erhalten, weisen einen schwankenden
Wasserstand auf, der bei der Frühjahrsschneeschmelze und bei sommerlichen Ge-
Witterschwellungen gefahrdrohend hoch werden kann, während er andererseits oft
so niedrig ist, daß die Schiffahrt schwierig wird. Demgegenüber sind Rhein und
Donau viel günstiger gestellt, weil ihre Speisung durch die Gletscher und Firn-
mulden der Alpenwelt erfolgt, die gerade in der heißen Jahreszeit durch starkes
Abschmelzen den Wasserstands der Flüsse erhöhen. Die günstigste Wasserführung
besitzt der Rhein, dem im Sommer die starke Abschmelzung in der Eisregion
des Hochgebirges, in der kalten Jahreszeit dagegen das winterliche Anschwellen
der Mittelgebirgsflüffe zu statten kommt; daß er der verkehrsreichste Strom
Europas ist, hängt sicher mit dieser Tatsache zusammen. Im Laufe der
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TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frankreich Deutschlands Frankreichs Deutschland Osteuropa Frankreichs Biscayasee Rhein Rhein Main Deutschlands Berlin Europas Deutschland Skandinavien Mains Rhein Donau Rhein Europas